Facebook ist ein Soziales Netzwerk, das in den letzten Jahren mit extrem wachsenden Nutzerzahlen Furore macht und in aller Munde ist. Allerdings wird Facebook hauptsächlich für private Aktivitäten genutzt. Wer sich geschäftlich vernetzen und damit neue Geschäfte anschieben möchte, fährt mit anderen Anbietern besser. Xing und LinkedIn konzentrieren sich auf Business-Kontakte. Wir fragten uns: Welches ist das bessere Netzwerk, welche Funktionen bieten sie und wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Zunächst einige Fakten zu beiden Netzwerken. Xing gibt es seit 2003, es ist vor allem im deutschprachigen Raum verbreitet und hat insgesamt ca. elf Millionen Nutzer, davon ca. fünf Millionen deutschprachige. Xing war vor seiner Umbenennung 2006 als “OpenBC” bekannt. Die Firmenzentrale befindet sich in Hamburg. Die Seite wird von der Xing AG betrieben, die zu knapp 30% dem Medienkonzern Burda gehört.
Auch LinkedIn existiert seit 2003, ist eher international ausgerichtet und seit 2009 auch in einer deutschsprachigen Version zu haben. Die Seite stammt aus den USA. Ungefähr 150 Millionen Menschen sind dem Netzwerk angeschlossen, gut zwei Millionen davon kommen aus dem deutschsprachigen Raum.
Beide Netzwerke haben sich fast parallel entwickelt – zunächst wohl, ohne überhaupt voneinander zu wissen. Bei beiden sind die Männer in der Überzahl, das Alter der Nutzer bewegt sich bei beiden Anbietern mehrheitlich zwischen 25 und 34 Jahren. Bei Xing liegt das durchschnittliche Einkommen der Nutzer etwas höher als bei LinkedIn.
Xing ist momentan (noch?) die bessere Wahl für geschäftliche Kontakte im deutschsprachigen Raum. In diesem Bereich ist das deutsche Netzwerk etabliert und weist eine interessante Gruppenstruktur auf. Hier können sich Geschäftspartner komplett auf deutsch unterhalten und austauschen. Nach einem im Mai 2011 durchgeführten Relaunch ist die Plattform außerdem “sozialer” geworden – in einer Facebook sehr ähnlichen Timeline können Kontakte zwanglos kommunizieren. Xing kann man kostenlos nutzen, allerdings erschließen sich manche Features erst durch die “Premium-Mitgliedschaft” bei Zahlung einer monatlichen Gebühr von € 4,95.
LinkedIn ist international wesentlich präsenter – wer Kontakte in Ausland oder Übersee sucht, ist hier eindeutig besser bedient. Auch hier ist die Basis-Mitgliedschaft gratis zu haben, und sie ist ähnlich umfangreich wie die Premium-Mitgliedschaft bei Xing. Nur wer bessere Suchfunktionen bei der Recherche von potenziellen Geschäftspartnern wünscht, sollte eines der Business-Abonnements erwerben (ab € 14,96/Monat). Der US-amerikanische Anbieter weist ebenfalls eine Vielzahl an thematischen oder branchenspezifischen Gruppen auf – und durch die deutschsprachige Version kann man sich nun auch hier komplett in der eigenen Sprache unterhalten und austauschen. In der Verwaltung der Gruppen hat LinkedIn technisch die Nase vorn; so kann man beispielsweise besser erkennen, wo neue Beiträge erschienen sind, seit man die Gruppe zuletzt besucht hat.
Beide Portale bieten auch Stellenmärkte an; Mitglieder können in ihren Profilen detaillierte Angaben zu Ausbildung und Berufserfahrung hinterlassen. Das macht diese Websites natürlich auch zu einem interessanten Umfeld für Headhunter und Recruiter – und damit für Arbeitnehmer, die neue Herausforderungen suchen. Allerdings legt Xing in letzter Zeit besonders großen Wert auf den Ausbau dieses Bereichs; es gibt gesonderte Konten für Recruiter, die durch Extra-Gebühren auch besonderen Gewinn für Xing abwerfen. Mitglieder, die noch in Lohn und Brot sind, aber eine neue Aufgabe suchen, können diese Information ausschließlich für Recruiter sichtbar machen, ohne dass der aktuelle Chef davon Wind bekommt. Durch die Kooperation mit dem Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu hat Xing ein weiteres Feature zu bieten.
Unternehmen können sich in beiden Netzwerken problemlos mit einer eigenen Präsenz darstellen; und zwar ohne Extrakosten. Bei Xing kann man zusätzliche Features wie weitere Gestaltungsmöglichkeiten gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr erwerben. Bei LinkedIn sind sogar Analytics-Werkzeuge für Pageviews und Klicks inbegriffen – ohne Mehrkosten. Das US-Netzwerk bietet außerdem bessere Möglichkeiten, Inhalte aus Unternehmens-Websites in die Profile zu integrieren.
In letzter Zeit hat sich LinkedIn auch im deutschsprachigen Raum ausgebreitet und sich gegenüber “Platzhirsch” Xing verbessert. Xing seinerseits wollte nicht zuletzt durch seine Umbenennung international stärker werden, was weitgehend misslang. So gehen manche davon aus, dass Xing in den nächsten Jahren weiter an Boden verlieren und von LinkedIn in puncto Nutzerzahlen überholt werden wird. Doch anders als die “VZs”, die durch den Siegeszug von Facebook weitgehend vom Markt verschwunden sind, weist Xing immer noch Zuwachsraten auf und konzentriert sich nun bewusst auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Diese Nuss ist also für den Giganten aus den USA schwerer zu knacken, als mancher vielleicht dachte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Netzwerke ihre Existenzberechtigung haben. LinkedIn kann auf eine breite weltweite Basis setzen und hat technisch die Nase vorn. Xing setzt auf seine große Stärke im deutschsprachigen Raum und überzeugt mit einer gefälligeren und übersichtlicheren Startseite sowie guten Funktionalitäten für Personaler. Man darf gespannt sein, wie sich die beiden Netzwerke in Zukunft zu neuen praktischen Features motivieren – und ob beide auch weiterhin nebeneinander existieren können.
Zahlen: Stand 4/2012 oder vorher und ohne Gewähr.
Gefällt mir, sehr ausgeglichen. Als ausgewiesener LinkedIn Fan sei noch angemerkt, dass LinkedIn in Deutschland seit Mitte 2011 schneller wächst. Ich denke, eine der Gründe ist, dass man mit der Freemium Variante deutlich weiter kommt als bei Xing. In der Schweiz ist mittlerweile LinkedIn gut doppelt so groß. Auch das Augenmerk auf Deutschland kann man am besten an Google Analyzer erkennen: 88 % der Aufrufe kommen aus Deutschland.
lG
Stephan